Für das Verkehrsaufkommen auf der neuen Verbindung sollte nach der Einschätzung der Initiatoren vor allem die Siedlung Teutoburgia sorgen.
Parallel zu den Abteufarbeiten an den zwei Schächten der Tiefbauzeche hatte der Bochumer Verein den Bau einer Kolonie für die anzuwerbenden Bergleute in Angriff genommen. Sie bestand aus vier Haustypen. Aus diesen Grundentwürfen wurden 21 Varianten abgeleitet. Kein Haus gleicht dem anderen.
GASTHAUS TEUTOBURGIA
Im Zentrum der Siedlung Teutoburgia wurde 1918 auf dem Grundstück Breddestraße 1 das Gasthaus Teutoburgia errichtet. Unmittelbar vor dem Gasthaus lagen in der Castroper Straße die Haltestelle und die Ausweiche der Straßenbahn.
Sowohl beim Bau dieses repräsentativen Gebäudes als auch beim Bau der Siedlungshäuser setzte der Bochumer Verein auf modernste Baumaterialien. So kommt es, dass der Lieferant des wasserdichten Zementputzes, die Firma A. W. Andernach aus Beuel am Rhein über Jahre mit dem Gasthaus Teutoburgia als Referenzobjekt für „Awa-Patent-Mörtelzusatz“ warb.
Auf der als Beitragsbild gezeigten Postkarte, die von der Papierhandlung Heinrich Gössling in Holthausen verlegt wurde (Sammlung Ludwig Schönefeld) erkennen wir im Zentrum einen Mast für die Straßenbahn-Oberleitung und unten links ein kurzes Gleisstück. Schöner wäre es gewesen, wenn der Fotograf die Straßenbahn vor dem Gasthaus aufgenommen hätte …
HÖCHSTLEISTUNG 1913
Bereits 1913 erreichte die Schachtanlage Teutoburgia mit 553.547 Tonnen ihre höchste Förderleistung. Insgesamt beschäftigte die Anlage in diesem Jahr 1.512 Bergleute.
Dann jedoch ging die Förderung kontinuierlich zurück. Zudem hatte die Anlage aufgrund von zwei schweren Schlagwetterexplosionen, die sich 1911 und 1912 ereignet hatten und jeweils sechs Todesopfer forderten, bei den Bergleuten trotz der hervorragenden Wohnungen und Sozialeinrichtungen keinen allzu guten Ruf.
Am 1. September 1925 wurde die Schachtanlage durch den Bochumer Verein stillgelegt. Es gelang jedoch, das Grubenfeld an die Gelsenkirchener Bergwerks AG zu veräußern.
Sie verband die Strecken unter Tage mit der benachbarten Zeche Erin. Die zwei ehemaligen Förderschächte wurden jetzt als sognannten „Einziehschächte“ zur Versorgung der Schachtanlage mit Frischluft genutzt.
1940 wurde Schacht 1 der Zeche Teutoburgia wieder von ein- und ausfahrenden Bergleuten für die Seilfahrt genutzt. Die ab 1941 aufgrund des erhöhten Bedarfs auch auf Teutoburgia wieder abgebaute Kohle wurde jetzt auf der Schachtanlage Erin zu Tage gebracht.
ZECHE UND STRASSENBAHN
Das Auf und Ab der Zeche Teutoburgia war eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Straßenbahn Herne – Castrop-Rauxel verbunden. Sie beförderte die Bergleute von „Teutoburgia“ ab 1929 zu ihren neuen Arbeitsplätzen auf „Erin“ – und diejenigen, die nach der Einstellung der Förderung im Jahr 1925 keine Weiterbeschäftigung im Bergbau gefunden hatten, zu den Fabriken und zu anderen Zechen in Herne.