MÄRKISCHE STRASSENBAHN

Mit der Köln-Mindener-Eisenbahn hatten zunächst Rauxel und später auch Castrop leistungsfähige West-Ost-Verbindungen erhalten. Die Personenzüge der „Köln-Mindener“ und der „Emschertalbahn“ wurden auch im Nah- und Regionalverkehr gut genutzt.

Aufgrund der Konkurrenz zwischen den Eisenbahngesellschaften im Ruhrgebiet fehlten jedoch für den Personenverkehr die Bahnstrecken von Süd nach Nord. Die vorhandenen Trassen wurden von den Zechen betrieben und dienten allein dem Güterverkehr.

Dieser Umstand begünstigte die Entstehung alternativer Verkehrsmittel. Nachdem anfangs Pferdeomnibusse von Süd nach Nord fuhren, wurde am 23. November 1894 mit der Straßenbahn von Bochum nach Herne ein neues Verkehrsmittel im mittleren Ruhrgebiet eingeführt, das dem steigenden Mobilitätsbedürfnis der Menschen im Ruhrgebiet gerecht wurde.

Vom 26. Februar 1898 an wurde die Strecke von Bochum nach Herne durch die in Herne anschließende Straßenbahn Herne – Baukau – Recklinghausen ergänzt.

ZU KLEIN FÜR EINE EIGENE STRASSENBAHN

Castrop und Rauxel waren für die Gründung eines eigenen Verkehrsbetriebes an der Wende zum 20. Jahrhundert zu klein. Deshalb bemühte sich das damals zum Landkreis Dortmund gehörende Amt Castrop in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden um ein modernes Nahverkehrsmittel.

In dieser Phase gründeten Witten und die umliegenden Gemeinden am 13. Dezember 1898 die Märkische Straßenbahn, deren Logo wir hier als Beitragsbild sehen (MAN Werkfoto – Sammlung Werner Fricke – Sammlung Ludwig Schönefeld). Ziel der neuen Gesellschaft war es, von Witten aus über die Provinzialstraße die nördlich gelegenen Siedlungen, Gemeinden und Ämter mit Straßenbahnstrecken zu erschließen, insbesondere Langendreer, Lütgendortmund und Castrop. Das kam Castrop sehr entgegen.

Rund zehn Jahre erhielt die inzwischen gegründete Stadt Castrop Gelegenheit, sich als Gesellschafterin für den Bau von Straßenbahnverbindungen nach Bochum und Herne zu engagieren:

Am 22. April 1909 beteiligte sich Castrop an der Kleinbahn Bochum – Gerthe – Harpen. Diese änderte ihre Bezeichnung daraufhin in „Bochum-Castroper Straßenbahn GmbH“. Am 15. Mai 1912 mutierte das Unternehmen per Gesellschafterbeschluss zur Westfälischen Straßenbahn GmbH.

Die an der Märkischen Straßenbahn beteiligten Städte und Gemeinden brachten ihr Unternehmen am 24. Mai 1912 in die Westfälische Straßenbahn GmbH ein. Nach ihrem Konkurs wurden Strecken und Betriebsmittel zum 1. Januar 1938 von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG übernommen.

Darüber hinaus war die Stadt Castrop vom 16. August 1909 an auch Gesellschafterin der Straßenbahn Herne – Sodingen, die ihren Namen daraufhin in Straßenbahn Herne – Sodingen – Castrop änderte.