SCHNELLES ENDE

Den Zweiten Weltkrieg überstand die Straßenbahn Herne – Castrop-Rauxel weitgehend unbeschadet: Am 8. Juni 1945 ist kann sie als erster Betrieb im mittleren Ruhrgebiet den Linienverkehr wieder aufnehmen – zunächst zwischen der Schule an der Mont-Cenis-Straße in Herne und dem Amtshaus in Sodingen.

Wenig später, am 16. Juni 1945 war auch die Strecke nach Castrop wieder betriebsbereit. Am 10. August 1945 war die Gesamtstrecke zwischen dem Bahnhof in Herne und dem Münsterplatz in Castrop befahrbar.

KURZER AUFSCHWUNG

Nach dem Krieg kam es zu einem kurzen Aufschwung des Straßenbahnverkehrs. Dieser ermutigte das Verkehrsunternehmen, neue Straßenbahnwagen zu bestellen. Dabei entschied sich die Stadt für dreiachsige Aufbauwagen aus dem Angebot der Waggonfabrik Westwaggon in Köln.

Die 1948 in Köln bestellten Wagen wurden Anfang 1949 geliefert. Am 26. Februar 1949 wurde ihre Inbetriebnahme mit „großem Bahnhof“ gefeiert. Zugleich wurde die bisherige Linienbezeichnung „B“ aufgegeben und von der neuen Bezeichnung als Linie 1 abgelöst.

Vor den Feierlichkeiten wurde der erste neue Wagen dem Anlass entsprechend geschmückt und im Vorfeld des Betriebshofs in Sodingen fotografiert (Bildarchiv der Stadt Herne):


Ein zweites Erinnerungsfoto entstand in Höhe der Siedlung Teutoburgia. Obwohl dieses Foto aus dem Bildarchiv der Stadt Herne nicht in Castrop-Rauxel aufgenommen wurde, so ist es doch eines der wenigen Bilddokumente der Bahn mit direktem Bezug nach Castrop-Rauxel:

EINSTELLUNG

Bereits zwei Jahre nach der Ablieferung der neuen Triebwagen wurde am 31. Dezember 1951 der überwiegend eingleisige Abschnitt zwischen Castrop und dem Amtshaus in Sodingen stillgelegt. Offiziell wurde dies mit dem schlechten Zustand der Altbau-Triebwagen und der Gleisanlage begründet.

Einen Monat zuvor gelang dem Straßenbahnfreund Dieter Waltking am 14. November 1951 ein letztes Bild am Münsterplatz in Castrop-Rauxel. Es ist das einzige bekannte Nachkriegsbild der Endstelle. Deshalb habe ich mich entschlossen, es hier trotz der schlechten Qualität als Beitragsbild zu verwenden (Sammlung Axel Reuther).

Als Ersatz für die Straßenbahn fuhr ab dem 1. Januar 1952 die Omnibuslinie 11 zwischen dem Bahnhof in Herne und dem Münsterplatz in Castrop.

Die modernen Omnibusse, die zunächst wie die Straßenbahnwagen im Betriebshof Sodingen beheimatet waren, wurden sehr gut angenommen. Zwischen Herne Bahnhof und dem Amtshaus in Sodingen wurde zeitweise sogar ein höherer Tarif für den Omnibus berechnet, um eine gleichmäßige Verteilung der Fahrgäste auf den Omnibus und die parallel verkehrende Straßenbahn zu gewährleisten.

Am 4. November 1955 beschloss der Aufsichtsrat der Straßenbahn Herne – Castrop-Rauxel, den Straßenbahnbetrieb bis 1960 vollständig einzustellen. Der Beschluss wurde am 30. September 1959 umgesetzt.