Zur Anfangsausstattung des Rauxeler Betriebes der Elektrischen Strassenbahnen des Landkreises Dortmund gehörten acht Straßenbahnwagen für den Personenverkehr, ein Salzwagen und ein Montagewagen.
TRIEBWAGEN 136 BIS 144
Die Triebwagen entsprachen einem Baumuster, nachdem die Waggonfabrik P. Herbrand & Cie. in Köln-Ehrenfeld seit 1904 ingesamt 43 Motorwagen für die Elektrischen Strassenbahnen des Landkreises Dortmund gebaut hatten. Charakteristisch für diese erste Serie war der Wagenkasten mit drei Seitenfenstern, von denen das mittlere etwas schmaler als die den Türen zugewandten Fenster war.
Zu den Besonderheiten der Fahrzeuge gehörten die vollständig geschlossenen Plattformen, die insbesondere bei regnerischer und kalter Witterung den Fahrern und Fahrgästen eine angenehme Fahrt ermöglichten.
Es ist zu vermuten, dass die Triebwagen des Rauxeler Betriebes die letzten Fahrzeuge der ersten Serie waren. Sie erhielten die Wagennummern 136 bis 144.
TRIEBWAGEN 144 BIS 163
Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Rauxeler Netzes und dem Aufbau der Strecken rund um Marten wurden 1910/11 zwanzig weitere Triebwagen an die Landkreisbahnen geliefert. Lieferant dieser Fahrzeuge war die Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier G.m.b.H., ein in Köln-Deutz (damals Cöln-Deutz) ansässiger Wettbewerber der Waggonfabrik Herbrand.
Die 8,48 Meter langen und 2,08 Meter breiten Triebwagen hatten 18 Sitzplätze auf Querbänken und 20 Stehplätze. Der Wagenkasten wurde aus verblechtem Holz auf einem Kosten-Untergestell aus Eisen aufgebaut.
Das aus Preßträgern genietete Fahrgestell wies einen Radstand von nur 2 Metern auf. Damit waren die Triebwagen auch für sehr enge Kurven geeignet, neigten aber bei schneller Fahrt zum Schaukeln. Das Gesamtgewicht wurde im Katalog des Herstellers mit 9,85 Tonnen angegeben.
Das Beitragsbild zeigt den 1910 gebauten Triebwagen 147 auf einem Katalogfoto der Waggonfabrik. Bemerkenswert ist die Seitenbeschilderung die sowohl die Strecke von Dorstfeld über Marten zum Bahnhof Lütgendortmund als auch den Streckenast nach Ickern beschreibt (Sammlung Ludwig Schönefeld).
TRIEBWAGEN 164 BIS 168
In Ergänzung der 1910/11 gelieferten Fahrzeuge folgten 1914 nochmals vier identische Triebwagen von Van der Zypen & Charlier. Sie waren für die Weiterführung der Landkreisstrecken über die Gleise der städtischen Straßenbahn bis zum Kaiserbrunnen bestimmt und erhielten die Betriebsnummern 164 bis 168.
BEIWAGEN 13 BIS 36
Zu normalen Verkehrszeiten waren die Triebwagen in aller regel als Solofahrzeuge unterwegs. In der Hauptverkehrszeit wurden sie mit Beiwagen behängt. Die 1904 für die Strecken im Dortmunder Nordosten gelieferten Beiwagen 1 bis 12 kamen von der lokalen Waggonbaufabrik Dortmunder Union. Sie hatten einen mit jeweils vier Seitenfenstern ausgestatteten Fahrgastraum und offene Plattformen.
Für das Westnetz lieferte die Waggonfabrik Herbrand in den Jahren 1906 bis 1908 die Beiwagen 13 bis 24 und 1910 die Beiwagen 25 bis 36. Diese Fahrzeuge waren optisch mit jeweils drei großen Seitenfenstern an die Triebwagen angeglichen. Die Plattformen waren an den Stirnseiten verschlossen, wiesen aber statt Schiebetüren offene Scherengitter auf.
MOTOR-SPRENGWAGEN
Ein ebenfalls von Van der Zypen & Charlier gelieferter, im Betriebshof Rauxel stationierter zweiachsiger Motor-Sprengwagen war dafür vorgesehen, an trockenen Tagen zur Vermeidung von Staubentwicklung den Gleiskörper feucht zu halten. Der Tank des Fahrzeugs hatte ein Fassungsvermögen von 7,5 Kubikmetern Wasser. Der Radstand war mit 2,20 Metern etwas weiter als bei den Triebwagen des Personenverkehrs. Das Leergewicht betrug einschließlich der elektrischen Ausrüstung nach Angabe des Herstellers 7,255 Tonnen. Auf von diesem Fahrzeug gibt es ein Katalogmotiv (Sammlung Ludwig Schönefeld):
NEUE FAHRZEUGNUMMERN
Nach der Bildung einer Betriebsgemeinschaft mit der Allgemeinen Lokal- und Strassenbahn-Gesellschaft unter der Bezeichnung Dortmunder Strassenbahnen GmbH im Jahr 1914 erhielten alle Fahrzeuge der Landkreisbahnen neue Nummern. Die Ordnungsnummern der Triebwagen wurden um 200 erhöht. Fortan trugen sie die Nummern 301 bis 368. Die Nummern der Beiwagen wurden um 500 erhöht. Da ein Teil der Beiwagen durch den Zusammenbau von jeweils zwei Wagenkästen zu längeren Fahrzeugen (mit neuen Fahrwerken) umgebaut wurde, entstand aus den Umbauwagen die neue Nummerngruppe 522 bis 533.
AUSLAUFMODELL
Die Anfangs braunrot-gelbe Farbgebung der Landkreisbahnen wich im Dienst der Dortmunder Strassenbahnen GmbH zunehmend einer deutlich einfacheren, beigen Lackierung. Sie wurde bei den Altbaufahrzeugen auch beibehalten, nachdem die GmbH 1939 in die neu gegründete Dortmunder Stadtwerke AG eingebracht worden war.
Zwischen 1954 und 1959 wurden alle Trieb- und Beiwagen der ehemaligen Landkreisbahnen, die den Zweiten Weltkrieg überstanden hatten, ausgemustert. Einen von ihnen, den besten gepflegten Triebwagen 346, konnte der Straßenbahnfreund Dieter Höltge 1954 noch als Fahrschulwagen am Dortmunder Hauptbahnhof fotografieren (Sammlung Stefan Höltge):
ENDE ALS ARBEITSWAGEN
Die Triebwagen 301 und 316 wurden etwa 1954 unter den Nummern 900 und 901 in den Arbeitswagenpark übernommen, ebenso die Triebwagen 346, 348, 360, 365 und 367, die unter den Nummern 974, 984, 985, 975 und 976 als Arbeitswagen weiterverwendet wurden.
Die Arbeitswagen 975 und 976 blieben bis 1959 im Einsatz. Am 1. Februar 1960 wurden sie zusammen mit weiteren Altfahrzeugen im Betriebshof Castrop verschrottet. Die Holzaufbauten wurden vor der Zerlegung der Stahlteile kurzerhand abgebrannt. Das Spektakel wurde damals von der lokalen Presse begleitet. Das Bild der brennenden Straßenbahnen ist bis heute im kollektiven Gedächtnis der Stadt (Foto Walter Müller – Stadtarchiv Castrop-Rauxel).
Die Triebwagen 301 und 316 wurden etwa 1954 unter den Nummern 900 und 901 in den Arbeitswagenpark übernommen, ebenso die Triebwagen 346, 348, 360, 365 und 367, die unter den Nummern 974, 984, 985, 975 und 976 als Arbeitswagen weiterverwendet wurden.
Die Arbeitswagen 975 und 976 blieben bis 1959 im Einsatz. Am 1. Februar 1960 wurden sie zusammen mit weiteren Altfahrzeugen im Betriebshof Castrop verschrottet. Die Holzaufbauten wurden vor der Zerlegung der Stahlteile kurzerhand abgebrannt. Das Spektakel wurde damals von der lokalen Presse begleitet. Das Bild der brennenden Straßenbahnen ist bis heute im kollektiven Gedächtnis der Stadt (Foto Walter Müller – Stadtarchiv Castrop-Rauxel).