NACH DEM KRIEG

Im Zweiten Weltkrieg wurde eine der Kanalbrücken in Henrichenburg, die Wartburgbrücke bei Kanalkilometer 43,2, von der Deutschen Wehrmacht zerstört. Die Brücke wurde zwar bereits wenige Monate nach dem Kriegsende durch eine Behelfsbrücke ersetzt. Diese konnte allerdings die Straßenbahn nicht aufnehmen.

Aus diesem Grund wurde die Linie 2 von Recklinghausen über Erkenschwick nach Datteln bis zur Wartburgbrücke verlängert. Die Linie 3 fuhr von Recklinghausen über Suderwich zur Wartburgbrücke. Fahrgäste, die den Kanal überqueren wollten, mussten das zu Fuß tun.

Erst 1957 konnte eine neue Brücke in Betrieb genommen werden. Sie wurde noch bis zum Mai 1960 von der Linie 2 befahren, die nunmehr wieder die Haltestelle Dortmunder Straße in der Ortsmitte von Henrichenburg erreichen konnte.

Die Verbindung von Meckinghoven (zwischen Henrichenburg und Datteln) über Waltrop nach Brambauer kam im Vestischen Nachkriegsnetz als Linie 4 wieder in Betrieb.

Das vermutlich 1953 entstandene Beitragsbild zeigt mittig Triebwagen 43 kurz vor der Abfahrt nach Henrichenburg an der Endstelle vor dem Hauptbahnhof in Recklinghausen (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund (Ausschnitt) – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Der 1913 von den Firmen van der Zypen & Charlier (Fahrwerk) und Lindner (Wagenkasten) gebaute Triebwagen gehörte mit 24 weiteren Fahrzeugen seit der Eröffnung der Strecke nach Datteln und Henrichenburg zu den Stammwagen.

EINSTELLUNG IN HENRICHENBURG

Während in der unmittelbaren Nachkriegszeit viele Menschen die Straßenbahn nutzten, führte der zunehmende Wohlstand zu einer deutlichen Zunahme des Individualverkehrs. Die oft nur im 30-Minuten-Takt verkehrenden Überlandbahnen der Vestischen Straßenbahnen GmbH waren trotz der ab 1952 eingesetzten, modernen Großraumtriebwagen zunehmend unattraktiv. Da einerseits die Fahrgastzahlen kontinuierlich zurückgingen und andererseits viele Überlandstrecken kapitalintensive Neuinvestitionen erfordert hätten, wurden die Straßenbahnstrecken im Vest Stück für Stück auf den aus damaliger Sicht kostengünstigen Omnibusbetrieb umgestellt.

Eine der ersten eingestellten Verbindungen war die Linie 4. Zum 1. September 1957 war zwischen Meckinghoven und Brambauer Schluss.

Wenig später, am 20. September 1957 wurde die Linie 2 zwischen Erkenschwick, Steinrapener Weg, Datteln und Henrichenburg, Dortmunder Straße eingestellt. Das Reststück von Recklinghausen Hauptbahnhof noch Erkenschwick folgte am 29. Mai 1960.

Zeitgleich wurde am 29. Mai 1960 auch die Linie 3 von Recklinghausen bis Suderwich verkürzt. Damit war der Straßenbahnbetrieb in Henrichenburg Geschichte.

Als Dieter Höltge am 8. Mai 1955 am Recklinghausener Hauptbahnhof das nachfolgende Bild des Triebwagen 49 auf der Linie 3 aufnahm, fuhr diese bis zur Wartburgbrücke. Der Wagen ist nach „Suderwich Brücke“ ausgeschildert (Sammlung Stefan Höltge).

ABSCHIED VON DER STRASSENBAHN

Am 3. Juni 1962 wurde auch die Verbindung von Recklinghausen nach Suderwich aufgegeben.

In den folgenden Jahren wurde das Schienennetz mit nahezu jedem Fahrplanwechsel weiter reduziert.

Die Linie 210 Recklinghausen Hauptbahnhof – Gelsenkirchen, Bahnhof Buer-Nord und 305 Recklinghausen Hauptbahnhof – Herne Bahnhof erlebten am 1. Januar 1980 noch die Einführung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr.

20 Jahre nach der Einstellung des Schienenverkehrs in Henrichenburg stellte die Vestische Straßenbahnen GmbH ihre letzte Straßenbahnlinie ein: Die VRR-Linie 305 verkehrte zwischen Recklinghausen und Herne letztmalig am 30. September 1982.

ZURÜCK