LINIE 2

Die Elektrischen Strassenbahnen des Landkreises Dortmund betrieben neben den Linien rund um Castrop drei weitere Linien im Dortmunder Nordosten. Betriebsmittelpunkte waren die Betriebshöfe in Brambauer, Derne und Wickede. Untereinander verbunden waren die Linien nicht.

DORTMUNDER STRASSENBAHNEN GMBH

Im Zusammenhang mit der bevorstehenden Eingemeindung der Gemeinden des Landkreis Dortmund in die Stadt Dortmund wurde am 30. Juni 1914 die Dortmunder Straßenbahnen GmbH gegründet. In dieser gingen sowohl die innerstädtischen Straßenbahnlinien als auch vom 1. Juli 1914 an die Bahnen des Landkreises auf.

Buchhalterisch blieben die Betriebe noch bis 1928 selbständig. Auf der operativen Ebene kam es nach dem Zusammenschluss demgegenüber zu einer engen Zusammenarbeit und zu einer Neuordnung des Liniennetzes.

Die Strecken in der Stadt Castrop und im Amt Rauxel wurden unter den Nummern 14 (Dortmund Kaiserbrunnen – Zeche Ickern) und 15 (Bahnhof Rauxel – Henrichenburg) das neue Netz integriert.

Der Betriebshof in Castrop trug fortan die Bezeichnung „Betriebshof 5“.

ÜBERNAHME DER HÖRDER KREISBAHN

Am 14. April 1928 übernahm die Dortmunder Straßenbahn GmbH im Zusammenhang mit der Auflösung des Kreises Hörde auch die Hörder Kreisbahn. Die Integration der Hörder Meterspurstrecken und die darauf folgenden Umspurungen führten in ganz Dortmund erneut zu einer Änderung der Linienwege.

Castrop wurde jetzt von der neuen Linie 2 auf der Relation Wambel – Reinoldikirche – Dorstfeld – Marten – Zeche Ickern erschlossen. In Marten teilte sich die Linie in den Streckenast zur Zeche Ickern und einen zweiten Streckenast zum Bahnhof Lütgendortmund. Diese Linienäste wurden alternierend im 20-Minuten-Takt bedient, so dass zwischen Wambel und Marten im 10-Minuten-Takt gefahren wurde. Insgesamt wurden für die Gesamtstrecke nunmehr 93 Minuten Fahrtzeit veranschlagt.

Verstärkt wurde die Linie 2 durch die Linien 13 (Dortmunder Straße / Goldschmieding – Münsterplatz – Rauxel – Habinghorst – Zeche Ickern) und 15 (Habinghorst – Henrichenburg). Die mit sechs Minuten Fahrzeit veranschlagte Verbindung nach Henrichenburg stellte dort den Anschluss an das Netz der Vestischen Kleinbahnen GmbH her. Auf beiden Strecken wurde im 20-Minuten-Takt gefahren. Die „13“ stellte im Stadtgebiet von Castrop-Rauxel einen 10-Minuten-Takt her.

MUTPROBEN AUF OFFENEN PLATTFORMEN

Nach der Zusammenführung der städtischen Straßenbahnen und der Landkreisbahnen kamen auch Trieb- und Beiwagen mit offenen Plattformen auf der Linie 2 zum Einsatz. Die Triebwagen der Landkreisbahn hatten demgegenüber von Anfang an geschlossene Plattformen.

Für die Schüler der Oberschule für Jungen waren vor allem die zum Teil bis in die 1950er-Jahre hinein eingesetzten offenen Beiwagen interessant. Die offenen Plattformen luden gleich in mehrfacher Hinsicht zu Mutproben ein.

Eine Mutprobe bestand darin, in der Kurve an der Abzweigung der Lange Straße zur Wartburgstraße, in der die Straßenbahn langsam fahren musste, vom Beiwagen abzuspringen, ein Stück neben der Straßenbahn herzulaufen und wieder aufzuspringen. Beliebt war es auch, vom Schaffner unbemerkt, während der Fahrt die Bremse des Beiwagens anzuziehen oder vom unbesetzten Führerstand aus die Sandkästen des Triebwagens zu leeren. So geschehen im Jahr 1939.

Es versteht sich von selbst, dass man sich als Schüler dabei nicht erwischen lassen durfte. Und ganz ungefährlich war die Sache auch nicht.

Ein Teil der Straßenbahnwagen mit offenen Plattformen überlebten in Dortmund bis in die 1950er-Jahre. Einer von ihnen, der 1908 von der Waggonfabrik Uerdingen gebaute Triebwagen 104, ist auf dem Beitragsbild im zwischenzeitlich modernisierten Betriebshof Castrop-Rauxel zu sehen (Archiv Dortmunder Stadtwerke AG). Der angehängte Beiwagen 441 wurde 1911 von der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg geliefert.