Der Erste Weltkrieg brachte für die Linie von Langendreer nach Castrop einschneidende Veränderungen. Im Zusammenhang mit der Mobilmachung im August 1914 wurde auf allen Linien ein 10-Minuten-Takt eingeführt. Schon bald jedoch kam es zu einer Ausdünnung des Verkehrsangebots.
Ab April 1915 konnte die Einstellung von weiblichem Personal die Engpässe teilweise auffangen. Die Frauen, häufig Verlobte oder Ehefrauen von Straßenbahnern, übernahmen die Stellen ihrer eingezogenen Partner und Ehemänner.
KRIEGSNETZ
Im Verlauf des Jahres 1916 forderten die Kriegsereignisse von der Westfälischen Straßenbahn weitere Einschränkungen im Verkehrsangebot. Um das zur Verfügung stehende Personal war nach einer handschriftlichen Aufstellung der Betriebsdirektion der Westfälischen Straßenbahn vom 22. Januar 1916 geplant, die Linie E vorübergehend zu teilen. Ihr Linienweg sollte von der Emschertalbahn in Castrop zum Baulager Lütgendortmund verkürzt werden. Zwischen Bommern Denkmal und Langendreer Bahnhof sollte die Linie J pendeln. Das Teilstück vom Bahnhof Langendreer zum Baulager sollte die Linie F übernehmen.
Inwieweit, zu welchem Stichtag und für welche Dauer das Linienkonzept vom Januar 1916 für das Wittener Netz übernommen wurde, ist aktuell nicht bekannt. Ebenso fehlen aussagekräftige fotografische Belege des Personenverkehrs aus der Zeit zwischen 1914 und 1918. Sicher ist, dass während des Krieges mit viel Improvisation versucht wurde, den Personenverkehr bestmöglich in Betrieb zu halten.
TASCHENFAHRPLAN 1918
Am 1. Mai 1918 veröffentlichte die Westfälische Straßenbahn GmbH ein gedrucktes Fahrplanheft in Form eines handlichen Taschenfahrplans. Die Linienwege entsprachen jetzt definitiv dem handschriftlichen Entwurf von 1916:
Linie E: Langendreer Bahnhof – Castrop Emschertalbahn
Linie F: Langendreer Bahnhof – Lütgendortmund Bahnhof
Linie J: Langendreer Bahnhof – Bommern Denkmal
Das Beitragsbild ist ein Auszug aus dem Fahrplanheft vom 1. Mai 1918 (Sammlung Ludwig Schönefeld). Inzwischen war die Westfälische Straßenbahn wieder in der Lage, zu den Hauptverkehrszeiten einen 12-Minuten-Takt anzubieten.