Auf der einstigen Paradestrecke der Westfälischen Straßenbahnen AG setzte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG neben den Standardwagen aus den 1920er-Jahren auch recht modernes Rollmaterial ein.
Mitte der 1950er-Jahren waren auf der Linie 7 bereits die sogenannten „Aufbauwagen“ im Einsatz (Triebwagen 110 – 122). Für den Bau dieser Fahrzeuge wurden die Fahrwerke von im Krieg zerstörten Gastell- und Credé-Triebwagen der Baujahre 1927 und 1942 verwendet. Die neuen Aufbauten lieferten 1948 die Düsseldorfer Waggonfabrik (Düwag) und die Westdeutschen Waggonfabriken in Köln (Westwaggon).
Auf dem nachfolgenden Bild sehen wir den Aufbau-Triebwagen 112 im Juni 1960 an der Endstelle vor der Emschertalbahn. Im Fokus des Bildes steht allerdings der Mercedes-Omnibus eines Privatunternehmers, der Frauen zur Arbeit nach Velbert bringt (Foto Gisela Dickes-Pelz – Sammlung Stadtarchiv Castrop-Rauxel).
VERBANDSTYP II
Seit Ende der 1950er-Jahre gehörten vor allem die 1951 von der Waggonfabriken Credé in Kassel und von der Waggonfabrik Uerdingen gelieferten Triebwagen des „Verbandstyps II“ (Triebwagen 181 bis 185) auf der Linie 7 zum alltäglichen Bild. Die Bezeichnung „Verbandstyp“ leitete sich aus Normen des Verbandes Öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV) ab.
Vor dem Einsatz auf der Linie 7 waren die Triebwagen bevorzugt auf der Linie 8 im Einsatz. Dort wurden sie ab 1957 von der ersten später „GT6“ genannten Zweirichtungs-Gelenktriebwagen des Typs „Bochum“ abgelöst (Triebwagen 261 – 293).
Das Beitragsbild zeigt die später als Endstelle genutzte Haltestelle in Höhe der Biesenkamp-Passage im Jahr 1961. Triebwagen 184 (Credé 1951) ist auf dem Weg nach Bochum (Foto Baumann – Sammlung Stadtarchiv Castrop-Rauxel).
Ein zweites Foto der für Castrop-Rauxel neuen Verbandstyp-Triebwagen nahm Friedrich Engel im Mai 1959 vor dem Gasthof „Glück Auf“ von Otto Wietelmann auf (Sammlung Stadtarchiv Castrop-Rauxel):
Die Triebwagen 181 bis 185 blieben noch bis zum 31. Dezember 1974 im Liniendienst. Anschließend wurden sie noch bis zum 31. August 1988 als Arbeitswagen eingesetzt. Drei Fahrzeuge blieben erhalten: Triebwagen 181 zunächst im Emschertalmuseum und heute in privater Hand, die Triebwagen 183 und 185 beim Verein Bergische Museumsbahn e.V. (BMB) In Wuppertal.
UMBAUTEN AUS EIGENER WERKSTATT
Recht häufig konnte man in Castrop-Rauxel auch einen der 1952/53 in eigener Werkstatt neu aufgebauten „Umbau-Triebwagen“ antreffen. Für die mit einem einheitlichen Neubau-Wagenkasten ausgestatteten Triebwagen wurden die Fahrwerke von in Krieg beschädigten Triebwagen weiterverwendet. Optisch wurden die Triebwagen an den „Verbandstyp II“ angepasst.
Der nachfolgende Slider leitet bereits das nächste Kapitel ein, in dem es um den Umbau der Münsterstraße zur Fußgängerzone geht. Im Dezember 1959, als Friedrich Engel einen Umbau-Triebwagen und anschließend die Münsterstraße in vorweihnachtlichem Lichterschmuck fotografierte, war diese bereits verkehrsberuhigt. Jedoch dachte noch niemand daran, dass die Castroper Innenstadt sich in den nächsten Jahren erheblich verändern würde …