ZUM HEBEWERK

Am 7. April 1909 wurde die 5,3 Kilometer lange Straßenbahnstrecke von Recklinghausen nach Suderwich eröffnet.

Wenige Monate später, am 15. Dezember 1909 folgte die 5,8 Kilometer lange Verbindung von Recklinghausen nach Erkenschwick.

Von Erkenschwick aus wurde die Straßenbahn 1913 um 5,3 Kilometer bis nach Datteln verlängert. Die dort zwischen 1902 und 1902 abgeteufte Zeche Emscher Lippe (eingestellt 1972) hatte zu einem starken Anstieg der Bevölkerung geführt.

Für die Bergarbeiter entstanden neuen Kolonien. Eine dieser für die damalige Zeit modernen Siedlungen sehen wir auf der als Beitragsbild verwendeten Postkarte. Sie wurde 1915 vom Verlag Johann Mersmann in Datteln verlegt (Sammlung Ludwig Schönefeld).

Am 31. Mai 1913 wurde das neue Teilstück eröffnet. Die rund fünf Kilometer lange Fortsetzung von Datteln zum Kanal in Henrichenburg folgte am 5. Dezember 1913.

Das neue Streckenstück wurde mit der Recklinghausener Stammlinie, der am 10. Mai 1901 eröffneten Straßenbahn Recklinghausen – Herten – Wanne zu der durchgehenden, nunmehr 24,4 Kilometer langen Linie 1 auf dem Linienweg Datteln – Erkenschwick – Recklinghausen – Herten Wanne verbunden.

ÜBER DEN KANAL

Sobald die Arbeiten an der Verbindung über Datteln ein zweites Bauvorhaben zuließen, wurde auch von Suderwich eine Strecke zum Kanal in Henrichenburg gebaut. Sie wurde über einen neue Kanalbrücke mit den aus Datteln kommenden Gleisen verbunden.

Am 26. Februar 1914 ging die neue, 5,7 Kilometer lange Strecke als Teilstück der Linie 3 Recklinghausen – Suderwich – Henrichenburg – Datteln in Betrieb.

Die von der Recklinghausener Straßenbahn betriebenen Straßenbahnlinien – die Strecken selbst waren zunächst Gemeindeeigentum – wurden im Mai 1915 in ein neues Unternehmen, die rückwirkend zum 1. Januar 1915 gegründete Vestischen Kleinbahnen GmbH eingebracht. Ihre Rechtsnachfolge trat am 7. Februar 1940 die Vestische Straßenbahnen GmbH an.

VESTISCHE KLEINBAHNEN GMBH

Die Trassen der von den Vestischen Kleinbahnen betriebenen Überlandlinien waren zumeist eingleisig. Im Laufe der Jahre wurden sie auf kurzen Stücken zweigleisig ausgebaut, insbesondere im Stadtgebiet von Recklinghausen.

Ausweichen gab es auf der Strecke über Erkenschwick nach Datteln am Höhenweg, an der Horneburger Straße, an der Haltestelle Zeche Ewald Fortsetzung, auf halber Strecke zwischen Erkenschwick und Datteln und am Neumarkt in Datteln.

Auf der von Recklinghausen über Suderwich nach Datteln führenden Strecke lagen die Ausweichen am Bahnhof Ost in Recklinghausen, auf halber Strecke von dort zur Zeche König Ludwig, vor der Zeche König Ludwig, an der vorübergehend als Endstelle genutzten Haltestelle Schulstraße in Suderwich, auf halber Strecke nach Henrichenburg, dort an der Dortmunder Straße (mit Übergang zur Dortmunder Landkreisbahn) und in Meckinghoven.

WECHSELNDE LINIENNUMMERN

In den folgenden Jahren wurden die Liniennummern und Laufwege der von Recklinghausen nach Datteln führenden Straßenbahnlinien mehrfach geändert. Im Detail schreibe ich darüber in den entsprechenden Kapiteln meiner Website „ZWISCHEN EMSCHER UND LIPPE“, die ich der Geschichte der Vestischen Straßenbahnen gewidmet habe.

Ab 1931 gab es unter der Liniennummer 2/3 zwischen Recklinghausen und Datteln eine 29,8 Kilometer lange Ringlinie. Die Linie 2 verkehrte im Uhrzeigersinn von Recklinghausen über Erkenschwick, Datteln, Henrichenburg und Suderwich nach Recklinghausen, die Linie 3 befuhr die gleiche Route gegen den Uhrzeigersinn, also von Recklinghausen über Suderwich, Henrichenburg, Datteln und Erkenschwick nach Recklinghausen.

In dieser Phase wurde 1932 das nachfolgende Bild in Henrichenburg aufgenommen. Auf der Linie 2 ist Triebwagen 31 in Richtung Recklinghausen unterwegs (Sammlung Stadtarchiv Castrop-Rauxel). Heute ist die Szenerie kaum wiederzuerkennen. Erhalten geblieben sind nur die im Hintergrund rechts liegende alte Henrichenburger Kirche und das Haus Alter Kirchplatz 4. An der Stelle, an der der Triebwagen steht, kreuzt heute die B 235.